Von atemberaubenden Stränden über gemütliche Dörfer bis hin zu spannenden Abenteuern für die ganze Familie. Ein Urlaub auf der Insel Texel verspricht unvergessliche Erlebnisse.
Der Wind bläst uns ins Gesicht, aber wir geben nicht auf. Mit unseren Elektrofahrrädern stemmen wir uns gegen den Wind und nehmen die Herausforderung an. Meine Frau Sue steuert das Lastenfahrrad, in dem unsere Kinder Yeliz und Moyo etwas gelangweilt aus der durchsichtigen Fahrradhaube blicken, während ich auf einem Hollandfahrrad nebenher strample. Nach 35 Minuten erreichen wir endlich den Strand auf der Westseite von Texel und werden für unsere Anstrengungen belohnt – mit einem atemberaubenden Blick auf das tiefblaue Meer.
Meine Frau Sue (43), unsere Tochter Yeliz (3), unser Sohn Moyo (5) und ich, Rouven (42), erleben unseren zweiten Tag auf der Nordseeinsel Texel, der größten der fünf westfriesischen Inseln in Holland. Texel besticht durch charmante Dörfer, raue Natur und die wilde Nordsee, die uns umgibt. Schon von Anfang an spüren wir: Hier fühlen wir uns pudelwohl.
Nordseeinsel Texel: leicht mit der Fähre erreichbar
Nach einer 20-minütigen Fahrt ab Den Helder hat die Fähre gestern in Texel angelegt. Wir lassen uns erst einmal in unserem Hotel in der mittelalterlichen Inselhauptstadt Den Burg nieder. Im Zentrum finden wir neben Restaurants und Souvenirläden auch einen Fahrradverleih. Auf zwei Rädern werden wir in den kommenden Tagen zu den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung ausschwärmen: zu Erlebnisbauernhöfen, in die zauberhafte Natur und an atemberaubende Strände.
Familientauglich: Fahrradtouren auf Texel
Am nächsten Tag erkunden wir den südlichen Teil der Insel im Rahmen einer geführten Fahrradtour. Über das Tourismus-Büro VVV Texel lassen sich Gruppenradtouren ab fünf Personen buchen. Mit uns treten noch Reisejournalisten aus Deutschland in die Pedale, die die Insel ebenfalls erkunden. Direkt vom Zentrum Den Burg aus geht es in das sogenannte Alte Land. Wir strampeln wieder mit Lasten- und Hollandrad auf unbefestigten Wegen durch grüne Weiden, vorbei an Schafen, die gemütlich in der Sonne grasen. Eine der Stationen auf dieser Tour: das einzige Insektenreservat der Niederlande. Dieser etwas unscheinbare Ort ist eine alte Sandausgrabung, die inzwischen von Wildpflanzen und Gestrüpp überwuchert wurde und Heimat von mehr als 20 verschiedenen Bienen- und Wespenarten ist. „Dieser Ort wird Zandkuil genannt. Die Insekten graben sich kleine Höhlen in den Sand der Abgrabung. Wenn man es nicht weiß, fährt man an der Stelle einfach vorbei”, sagt unser Guide und lächelt dabei verschmitzt.
Einheimische Produkte als Proviant
Als Nächstes steht mit der Gruppe eine Wanderung auf unserem Programm. Wir starten an einem historischen Bauernhof aus dem Jahr 1625, decken uns im Hofladen mit Proviant aus Brot, Butter, Käse und für die, die wollen, mit Wurst ein. Die Bauernfamilie De Waddel verschreibt sich seit Generationen der Schafzucht, produziert Käse und verkauft Lammfleisch an Touristinnen und Touristen, erfahren wir von Jan-Willem DeWaddel, dem Hausherr und Landwirt, während wir den Proviant in unserem Rucksack verstauen. „Genießt die Aussicht auf dem Berg”, ruft uns der Landwirt noch freundlich hinterher.
Texel: Wanderwege für Familien
Die Wanderwege auf Texel sind ideal für Familien. Die Anstiege sind flach und auch für Kinder gut zu bewältigen. Die Hohlwege zwischen den Gartenmauern bilden ein attraktives Spaziergebiet und dienen als Schattenspender für unsere Kleinsten. Der Höhepunkt unserer Wanderung ist der unscheinbare Gipfel des Hoge Bergs. Dort, wo Bänke und ein Tisch stehen, packen wir Brot, Käse, Tomaten und Wasser für unser Picknick aus. Unsere Blicke schweifen über die einzigartigen Gartenmauerlandschaften aus übereinander gestapelten Rasenflächen. Wir sehen das Meer und das Festland am Horizont.
Tiere streicheln und entspannen
Auf Texel gibt es fast so viele Schafe wie Menschen, insgesamt um die 14.000 Stück. Klar, dass sie das Landschaftsbild dieser malerischen Insel prägen – und unsere Kinder Yeliz und Moyo begeistert sind, wenn sie wieder mal junge Lämmer entdecken. Den flauschigen Vierhufern wollen wir näher kommen, deshalb steuern wir am Tag darauf den Bauernhof Schapenboerderij Texel von Familie Witte an, der rund drei Kilometer von der Inselhauptstadt Den Burg entfernt liegt.
Wir sind angekommen. Im Innenhof umgeben mich sofort Hühner, Schafe und Ziegen, die frei herumlaufen. Kinder flitzen auf Spieltraktoren am Sandkasten vorbei, während zwei Elternpaare angeregt auf einer Picknickbank Kaffee trinken. Hinter ihnen kreischen fröhliche Mädchen und Jungs, die auf einer grünen Hüpfburg in die Höhe springen. Auf der anderen Seite entdeckt Moyo ein schwarzes Pony mit einem Kind im Sattel, das von einer jungen Frau am Halfter entlang geführt wird. „Ich will auch reiten“, sagt er ungeduldig und zieht an meinem T-Shirt. „Okay, machen wir das.“ Wir haben noch Zeit, denn die Schafshaltungsdemonstration beginnt erst um 14 Uhr, also in 10 Minuten.
Unsere Eintrittskarten haben wir online reserviert. Aufgrund der großen Nachfrage lenkt die Familie Witte den Besucherstrom über den Online-Ticketverkauf. „Das ist gut für uns und vor allem für unsere Tiere“, sagt Bäuerin Mariska Witte. Die Show beginnt. Im Mittelpunkt stehen – neben den Schafen – zwei australische Working-Kelpies-Hunde. Sie teilen sich mit den Geschwistern Mariska und Lennart die Aufgabe, die Schafherden zu betreuen. Während Lennart über die tägliche Arbeit als Schäfer spricht, laufen die Hunde begeistert im Stall herum und treiben die Schafe zusammen. Durch ihr wildes Umherrennen rücken die Schafe eng zusammen wie ein riesiger Wollknäuel und verfallen in eine Art Starre. Die Hunde legen sich hin und beobachten jede Bewegung der Schafe, bis Lennart sie zu sich ruft. Nach der Show können Moyo und Yeliz ausgiebig Lämmer, Schweine, Ziegen, Katzen, Hühner und Hasen streicheln. Auch Esel Jopie freut sich über Streicheleinheiten.
Toll für Familien: das Naturkundemuseum Ecomare
Beim Reisen entdecken wir gerne mit unseren Kindern die heimische Tierwelt. Dieses Mal führt uns unser Weg zu den Seehunden ins Naturkundemuseum Ecomare im Südwesten von Texel, das auch als Rettungsstation für verwaiste Robbenbabys dient. Mit großem Staunen beobachten Moyo und Yeliz, wie eine Tierpflegerin die kleinen Robbenbabys mit einem Schlauch füttert. „Wo sind ihre Eltern?“ , fragt Yeliz. Wir wissen es nicht genau, aber sobald sie stark genug sind, werden sie zurück ins Meer gebracht und können dort nach ihren Eltern Ausschau halten. Nur diejenigen, die in freier Wildbahn nicht überleben könnten, bleiben dauerhaft im Ecomare. Neben der Robbenbeobachtung erfahren wir hier viel über die Tier- und Pflanzenwelt auf Texel. Zum Beispiel, warum der Knuttstrandläufer zweimal im Jahr um den halben Globus fliegt und warum Algen so reich an Eiweiß sind. Der Knuttstrandläufer kommt aus Ostkanada oder Nordsibirien und fliegt im Frühjahr und Herbst 4000 Kilometer, um sich im Wattenmeer von Muscheln und Wattschnecken zu ernähren. Algen enthalten alle lebenswichtigen Aminosäuren, was ihre hohe Eiweißqualität erklärt.
Erlebnisbauernhof mit Aha-Effekt
Der nächste Tag, der nächste Ausflug, unser Ziel dieses Mal: der Erlebnisbauernhof De Bonte Belevenis. Doch auf diesem Hof gibt es mehr als nur Tiere und Felder. Hier kann man Dutzende Dinge herstellen. Während die Kinder Seife und Papier produzieren, tauchen wir Erwachsene in die Welt des Whiskybrauens ein. Mich faszinieren die Details – die richtige Auswahl der Fässer, die Lagerung. Eine Wissenschaft für sich.
Am Nachmittag schwingen wir uns bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel auf unsere Elektrofahrräder und erkunden einen weiteren Zipfel von Texel. Der sanfte Wind streichelt unsere Gesichter. Unsere Reifen surren auf dem Weg durch Oudeschild, einem charmanten Dorf im Südosten der Insel. Es ist der einzige Ort auf Texel, der direkt am Meer liegt. Hier, wo schon vor Jahrhunderten Fischkutter ihren Fang anlandeten, pulsiert das Leben noch heute. Wir lassen uns im beschaulichen Hafen nieder, beobachten das Kommen und Gehen des Meeres und genießen dabei Kaffee und Limonade.
Fazit: Texel ist ein 1A-Familienziel
Bevor wir die Insel mit der Fähre verlassen, machen wir einen letzten Abstecher in den Norden von Texel – zum Ferienpark De Krim mit Außen- und Indoorspielplatz, Restaurants, Schwimmbad und vielem mehr. Unsere Kinder düsen mit einem kleinen Elektro-Kinderfahrzeug über den Parcours. Im Souvenirshop kaufen wir zwei Texelschafe als Kuscheltiere, bevor wir uns auf die lange Heimreise begeben. Wir haben uns auf der Insel sehr wohlgefühlt. Die Kinder haben es genossen, durch das Wattenmeer zu wandern und die verschiedenen Tiere kennenzulernen. Für uns Eltern waren es entspannte Tage. Der Charme der Nordseeatmosphäre hat uns sofort gefangen genommen. Jeden Tag konnten wir mit den Kindern etwas Tolles erleben. Die Zeit am Strand und die entspannten Radtouren über die Insel waren sehr erholsam. Wir können einen Urlaub auf Texel jeder Familie empfehlen und möchten dies unbedingt wiederholen.